Neue Studien von Hamburger Stiftungen

Foto: Unsplash/Adam Nowakowski

Neue Studien von Hamburger Stiftungen

Das langsame Sterben des Lokaljournalismus in Deutschland, die aktuellen Bedarfe von jungen Gründer:innen oder zukunftsfähige Hochschulen: In den letzten Wochen und Monaten sind eine Reihe von Studien unter Beteiligung Hamburger Stiftungen erschienen, die Chancen, Herausforderungen und teils bedrohliche Entwicklungen offenlegen. Wir haben eine Auswahl zusammengestellt.

Wenn Journalismus und Pressefreiheit leiden, hat das bedrohliche Effekte für unsere Demokratie, wie sinkende Wahlbeteiligung oder weniger Engagement von Politiker:innen für ihre Wahlkreise, zeigen internationale Forschungsergebnisse. Doch wie ist die Lage in Deutschland?

 

In einer Pionierstudie, die von der Rudolf-Augstein-Stiftung ermöglicht wird, untersuchen derzeit Forscher:innen an der Hamburg Media School, wie sich die Situation der Tageszeitungen seit der deutschen Wiedervereinigung verändert hat und welche Folgen eine Schwächung der Lokalpresse für das demokratische Gemeinwesen in Deutschland hat. Unterstützt wird die Hamburg Media School dabei durch Netzwerk Recherche und Transparency International Deutschland.

 

Die ersten Ergebnisse, die Ende November veröffentlicht wurden, zeigen: Wüsten, in denen keine Tageszeitung mehr vorhanden ist, gibt es in Deutschland noch nicht. Dennoch: Im Lauf der Zeit seit der Wiedervereinigung ging die Anzahl von lokalen Zeitungen (wirtschaftlich unabhängige Tageszeitungen) konstant zurück. Gab es 1992 im Schnitt noch 2,2 unabhängige Zeitungen je Landkreis, sind es 2023 nur noch 1,8. Heute hat jeder zweite Landkreis nur noch eine Tageszeitung. Besonders betroffen sind ländliche Regionen. Die Veränderungen des Tageszeitungsmarkts von 1992 bis 2023 können auf einer interaktiven Karte grafisch nachverfolgt werden.

 

Weitere Informationen gibt es hier.

Die Gründungsaktivität bleibt hinter dem Potenzial zurück. Dabei mangelt es nicht an Interesse: Rund 40 Prozent der jungen Menschen können sich vorstellen, zu gründen, so eine aktuelle Erhebung der Bertelsmann Stiftung. Doch warum geht nur ein geringer Anteil des Gründungsinteresses in tatsächliche Gründungsaktivität über?

Dieser Frage geht der Young Founders Monitor nach, der gemeinsam von der Joachim Herz Stiftung, der Körber-Stiftung, der Bertelsmann Stiftung, dem RKW Kompetenzzentrum und dem Young Founders Network konzipiert und erstellt wurde. Er untersucht, welche Unterstützungsangebote junge Gründer:innen und junge Menschen mit Interesse an einer Unternehmensgründung für notwendig halten. Grundlage bildet eine Befragung von 297 jungen Menschen im Alter von 18 bis 25 Jahren, die zwischen Juni und August 2024 stattfand.

Die Key-Findings: Finanzielle Unterstützung, z. B. in Form von Stipendien oder Wagniskapital, spielt die größte Rolle, wenn es um die Attraktivität und eine höhere Wahrscheinlichkeit zu gründen geht. Weiteren Einfluss haben Mentoring-Programme sowie Bildungs- und Vernetzungsangebote.

Zur Studie geht es hier.

Die Transformation der Lebens- und Arbeitswelt stellt auch Hochschulen vor große Herausforderungen. In der Explorationsstudie Neue Formen der tertiären Bildung – Innovative Zukunftskonzepte für Hochschulbildung und was wir von ihnen lernen können werden bundesweite und internationale Beispiele innovativer und zukunftsfähiger Hochschulkonzepte skizziert und deren Wirkungspotenzial sowie die dafür nötigen Erfolgskriterien analysiert. Ziel der Studie ist es, von erfolgreichen Modellen zu lernen, Rahmenbedingungen weiterzuentwickeln und einzelne Erfahrungen ins deutsche Bildungssystem zu überführen. Durchgeführt wurde die Studie im Rahmen der Zukunftsmission Bildung vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft zusammen mit der Heinz Nixdorf Stiftung.

Die untersuchten Fallstudien zeigen vier Hebel auf, um Antworten auf systemische Herausforderungen zu geben:

  • Die Neugestaltung der Studieneingangsphase und Anerkennungspraxis aufgrund einer immer heterogener werdenden Studierendenschaft.
  • Die Etablierung von Microcredentials – themenspezifische Zertifikate und Abschlüsse, die in Zusammenarbeit mit Partner:innen aus Bildung, Wirtschaft und Gesellschaft erarbeitet werden – um Lehr- und Lerninhalte dynamisch an neue Kompetenzbedarfe anzupassen.
  • Der Einsatz von adaptiven Lernsystemen und systematischen Analysen des Lernverhaltens.
  • Innovations-Stabsstellen im Bereich der Studiengangsentwicklung, Forschung und Lerninfrastruktur zur Förderung von Bildungs- und Lehrinnovationen.

Mehr Information zur Explorationsstudie gibt es hier.

Der diesjährige Band der Schriftenreihe Berichte zur Lage der Nation setzt sich mit dem deutschen Selbstbild auseinander. Herausgegeben von der Deutsche Nationalstiftung sammelt der Band Perspektiven, Analysen und Stellungnahmen von namhaften Autor:innen zu aktuellen gesellschaftlichen Fragestellungen. Die Berichte zur Lage der Nation sollen einen Debattenbeitrag am Puls der Zeit leisten.

Unter dem Titel Die Deutschen: Wer wir sind. Wer wir sein wollen greifen Autor:innen wie Heinz Bude, Marlene Knobloch, Andreas Voßkuhle und Serap Güler grundlegende Fragen der Gegenwart auf: Wie definiert sich Deutschland über 30 Jahre nach der Wiedervereinigung? Was eint uns als Gesellschaft, und was stellt uns vor Herausforderungen? Wie formt sich unsere nationale Identität angesichts von Zuwanderung, Klimakrise und globalen Konflikten?

Im Zuge der Veröffentlichung des fünften Bandes hat die Deutsche Nationalstiftung eine Umfrage mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey durchgeführt, was es bedeutet, deutsch zu sein. Laut der Studie sind Sprache (76,7 Prozent) und Kultur (67,5 Prozent) die entscheidenden Merkmale, wenn es darum geht, was es für die Menschen ganz persönlich bedeutet, deutsch zu sein. Gefolgt werden diese von „Gesetze, an die man sich halten muss“ (52 Prozent) und „bekannte Verhaltensweisen“ (45,5 Prozent). Das Grundgesetz steht mit 35,5 Prozent bei mehr als einem Drittel der Befragten hoch im Kurs.

Die Studie zeigt gleichwohl eine bedenkliche Stimmung auf: Mehr als 20 Prozent der Befragten verbinden nichts mit dem Land, in dem sie leben. Knapp 60 Prozent blicken pessimistisch in die Zukunft.

Die Studienergebnisse und mehr zu den Berichten zur Lage der Nation gibt es hier.

73 Prozent der Deutschen sind nach den US-Wahlen und dem Koalitionsaus der Meinung, dass Deutschland mehr in die europäische Sicherheit investieren sollte. Dennoch sprechen sich 58 Prozent dagegen aus, dass Deutschland eine westliche Führungsrolle übernimmt, sollten sich die USA international zurückziehen.

Diese und weitere Stimmungsbilder zeichnet die jährliche repräsentative Umfrage The Berlin Pulse der Körber-Stiftung, die im September vom Meinungsforschungsinstitut Verian durchgeführt und im Anschluss an die US-Präsidentschaftswahl und den Koalitionsbruch um eine Zusatzbefragung am 7. und 8. November ergänzt wurde

Jährlich analysiert The Berlin Pulse die außenpolitischen Einstellungen der Deutschen mit internationalen Erwartungen hochrangiger Expert:innen an die deutsche Außenpolitik. Die achte Ausgabe beinhaltet Meinungsbeiträge von Boris Pistorius, Halyna Yanchenko, Majed al-Ansari, Hanno Pevkur und weiteren.

Die aktuelle Studie gibt außerdem Auskunft über das Misstrauen gegenüber China, den Wunsch nach geregelter Zuwanderung, die Solidarität mit der Ukraine und die Rolle Deutschlands in internationalen Sicherheitsfragen.

The Berlin Pulse ist hier abrufbar.

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